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Wer ist Chris Heller? fragte einst eine Einladung Mitte der 70er Jahre. Damals war Chris Heller zarte 23 Jahre jung, wurde von Helmut Wizlsperger zu einer Gesprächsrunde ins Wolkersdorfer Pfarrzentrum geladen.
Ja, wer ist er? Christian Walter Wawritschka. 1952 geboren, am 23. September. Ulrichskirchner. Multitalent. Aufgewachsen mit zwei Schwestern, Else und Brigitte. Und schon in jungen Jahren mit Musik konfrontiert. Musik war immer schon sein Interesse. Vater, Mutter und Oma haben die Musikalität in die Wiege gelegt. Mit 7 hat Chris Heller Klavier gespielt. Sein Vater ward früh verstorben, er war Agraringenieur am Meierhof. Später hat seine Mutter den Namen auf den Mädchennamen seiner Oma wechseln lassen. Aus Wawritschka wurde Heller – „wengan buchstabieren!“ Und damit wurde nicht nur ein Name kreiert, sondern auch eine künstlerische Marke im Weinviertel.
Zeitsprung. Das Who is who der Weinviertler Kulturszene hat sich am 21. September im Alten Depot in Mistelbach versammelt, um einem der ihren zum 70. Geburtstag zu gratulieren. „Kulturgut ist 70“ titelte die NÖN. „Ein ‚leiwander‘ Jubilar“ der Kurier. Als „kulturelles Urgestein“ wird er bezeichnet, als „massiver Aktivposten der Musikszene“. Und trotz dieser treffenden, recht markigen Zuschreibungen ist er immer zart geblieben, zart besaitet.
Chris Heller, Universalkünstler aus Ulrichskirchen. Multiinstrumentalist, Komponist, Sänger, Entertainer, Autor. Mit 15 hat er schon begonnen zu komponieren. Die Zeit war geprägt von Beatles, Stones, eine gute Zeit. Die ersten künstlerischen Gehversuche, als Schauspieler beim legendären Gazi-Wirt in Ulrichskirchen oder bei der KJ Ulrichskirchen im Pfarrheim und Pfarrgarten. „The Gents“ nannte sich jene Band, von deren Mitgliedern nur noch wenige leben. „Ich hab Quetschn gespielt, weil wir uns keine Orgel leisten konnten“, kramt Heller in schönen Erinnerungen. Beim Gazi-Wirt haben die „Gents“ den 5-Uhr-Tee bestritten. Die erste „Kommerzpartie“ waren die „Capuccettos“, viele bekannte Herren. Hubert Fischer, Franz Zimmermann, Georg Gindl, Josef Pleil und andere mehr – ältere Semester werden sich zum Beispiel noch an Auftritte im Saal des Gasthauses Eckens¬perger erinnern.
Musik als Beruf? „Damals haben viele gesagt, Musikanten seien Lumpen – lern wos Gscheit’s!“ Aber in der Oberstufe im Gymnasium hat er dennoch den Schritt gewagt. Heller hat Klavier gespielt – das Lehramt für die Mittelschule war sein Wunsch. „Ich war nicht so gut“ für das zweite Instrument. Problem. „Daher hab ich auch Biologie studiert“, erinnert sich Chris Heller. Doch dann kamen die Red Devils, der Storch Pepi. Die damals legendärste Band im Weinviertel brauchte ihn. Aus Krankheitsgründen hat er zwar das Studium dann nicht abgeschlossen. Kinder wurden geboren, Max, Elisabeth und Matthias. Chris Heller unterrichtete in der Musikschule Mistelbach, später Staatz Tasteninstrumente, auch Gitarre.
Aber da war noch was: „Wir sollten eine Band aufmachen“, hieß es beim Aicher irgendwann Mitte der 80er. Gitarre, Bass und Schlagzeug waren gefunden. Auch Ideen, Texte. Der Rest ist Musikgeschichte: die Mugl Company war geboren. Nach der ersten Platte (ja, wirklich Vinyl!), in mehreren Besetzungen, nach mehreren Re-Unìons (1999 im Wolkersdorfer Pfarrzentrum, 2007 beim Kultursommer Schloss Wolkersdorf, zuletzt im Vorjahr bei Kultur im Park Kronberg): Die Mugl Company ist unvergessen und zeitlos gut!
Chris Heller und viele andere erinnern sich noch: Er moderierte die „Musikwerkstatt“ im ORF 1990/91. Die Sendung ist leider einer Programmreform zum Opfer gefallen. Aber auch hier bleibt Positives: „Hatte nie gedacht, dass mich Fernsehen so interessieren könnte“, so Heller. Dann wurden Kreativsendungen im ORF leider abgedreht und für Chris Heller ging es lyrisch und leise weiter. Lyric Groove in den 90ern. Zwio Infernal mit Werner Auer. Arian, Olympia, der geflügelte Drache – als Musicalkomponist, Liedermacher und Sänger hat er eine neue Generation an kreativen, künstlerischen Menschen im positivsten Sinne auf die Bühne geholt – und inspiriert! Seine Visitenkarte musste schon damals ein Plakat sein.
Was kann er nicht? Eine typische Heller-Antwort, bescheiden und augenzwinkernd: „Richtig kaunn i nix“. Aber mit der „Mugl Company“ und all seinen Projekten bewies er, dass er etwas so richtig
kann: Unterhalten! In der ebenso launig formulierten Einladung zu seinem 70er bat Chris Heller übrigens, „von Kranz- und Blumenspenden“ abzusehen und stattdessen in die bereitgestellte Box
Spenden für die Ukraine zu sammeln –
€1.000,-- wird er daher der Caritas übergeben. Wie immer ohne viel Brimborium. Etwas Brimborium muss bzw. darf Chris Heller am 8. November dennoch ertragen. Im Landhaus St.Pölten wird ihm das
Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich verliehen.
Fad wird’s mit Chris Heller nie.
A leiwander Kerl, wie man so sagt.