Regionsjournal

Lost Places – Ode an Kleinode

Auch die kleinen Dinge des Lebens und des Alltags verdienen Beachtung – auch wenn ihre Funktion längst ausgedient hat und sie wirken, als stammten sie aus einer anderen Welt: Über museumsreife Beobachtungen und Kuriositäten.

Auch die kleinen Dinge des Lebens und des Alltags verdienen Beachtung – auch wenn ihre Funktion längst ausgedient hat und sie wirken, als stammten sie aus einer anderen Welt: Über museumsreife Beobachtungen und Kuriositäten.

Lost Places beschreiben gemeinhin das oft Übersehene, das Nicht-mehr-Wahrgenommene, das Verlorene. Dazu gehören aber nicht nur Orte und Gebäude, sondern Alltägliches, das seinen Geist ausgehaucht hat oder dabei ist, der Vergessenheit anheim zu fallen, das „Kleine“ also, das in der großen Erinnerung der Geschichte nur ein Mauerblümchendasein fristet. Zu Unrecht!

„Kleinod“, ein altes deutsches Wort für ein Schmuckstück. Heute wird dieses Wort überwiegend im übertragenen Sinne für eine (nicht nur gegenständliche) Kostbarkeit benutzt. Auf der Ebene der Lost Places darf diese enge Definition rund um Kostbarkeit und Schmuckstück dennoch etwas gelockert werden – schließlich liegt der Wert eines Gegenstandes (oder Ortes, Gebäudes etc.) stets im Auge des Betrachters.
Kleinod also – heute leider ein nur noch selten gebrauchtes Substantiv; noch seltener gewiss der Plural: Kleinode oder gar Kleinodien. Dabei steckt ein schöner Wortteil aus der Poesie und Musik in diesem Wort: Ode. Daher soll in dieser Ausgabe der „Lost Places“ der Blick auf einige Kleinode der Vergangenheit gelenkt werden.

Ernst Riepl war ein Altertumswissenschafter. Er veröffentlichte einen Beitrag mit der sog. „Komplementarität“ der Medien – mit der Grundannahme, dass ein „neues Medium“ ein etabliertes nie zur Gänze verdränge. In den 1960ern wurde dies im „Verlegerstreit“ dankbar aufgenommen – von den Fernsehveranstaltern, die sich gegen die Zeitungsverleger wappneten, da diese ihr zentrales Geschäftsmodell, die Nachrichtenverbreitung und Unterhaltung wegbrechen sahen; der Pferdefuß war jener, dass sich der Beitrag aus dem Jahr 1912 auf historische Signalübertragung im Altertum bezog, sprich auf Rauchzeichen und Pferdeboten. Die These war, dass kein Übertragungsmittel ihren Zweck gänzlich verliert, sich nur neue Nischen sucht bzw. die „Geschäftsfelder“ verändern.

Kritiker meinen nun: Ja, es gibt immer noch Pferdekutschen, auch wenn sie nur Touristen im Fiaker und Brautpaare kutschieren. Stimmt. Die anderen meinen: Eben, das Auto hat die Kutschen nicht gänzlich abgelöst. Stimmt auch.

Kurzum: Viele Alltagsobjekte, viele Apparate haben im Lauf ihres Daseins ihre Funktion verändert oder verloren und fristen nun ein Mauerblümchendasein als Kleinod. Anderes wiederum scheint aus der Zeit gefallen und dienen wahrlich als (versteckte) Wegweiser in die Vergangenheit.




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